Das erste Architektengespräch an meinem Grundstück im März ist noch recht theoretisch geblieben. Beim zweiten Treffen mit dem Architekt wurde es dann aber praktischer und meine Grundrisse wurden fertiggestellt.
Nach einer relativ langen Wartezeit konnte ich für Mitte April endlich ein zweites Treffen mit meinem Architekt Stefan Streuber vereinbaren. Zuvor hatte der Architekt nur mündlich über meine Wünsche an den Grundriss gesprochen. Ich bin seiner Einladung nach Zweibrücken gefolgt um endlich alle Ideen direkt mit ihm am Computer in die Praxis umzusetzen.
Nach einer freundlichen Begrüßung durch eine Mitarbeiterin des Architekturbüros bin ich mit Herrn Streuber in einem großen Besprechungsraum mit großem Bildschirm direkt in die Planung gestartet.
Er hat mich zu Beginn des Gesprächs über das Ergebnis der Vermessung informiert. Das gesamte Grundstück steigt um knapp 5 Meter auf der gesamten Grundstückslänge (>50m) an. Letztlich ist das aber zu vernachlässigen, da der Anstieg innerhalb des Baufensters (~18m) deutlich geringer ist. Bei der Planung des Tiefbaus prüft der Architekt dann nochmals genauer, wie viel aufgeschüttet oder abgegraben wird.

Doch kein Erker im Grundriss

Unsere eigentliche Planung startete dann aber leider mit schlechten Nachrichten Der von mir angedachte Erker im Erdgeschoss zur Vergrößerung des Zusatzraums sprengt mein Budget. Die vorherige Schätzung des Architekten, dass ein nur einseitig auskragender Erker unter 10.000€ kosten würde, stellte sich als falsch heraus. Eine Preisliste von Bien-Zenker offenbart, dass ein auf 3,5m Breite festgesetzter Erker mit geringer Auskragung bereits über 11.000€ kosten würde. Eine exakte Anpassung auf die tatsächliche Raumbreite scheint zudem ausgeschlossen. Es ist sehr verwunderlich, dass man alle Erker bei Bien-Zenker scheinbar nur mit fixen Maßen erhalten kann. Ich will mir nicht vorstellen, wie hässlich ein 3,5m breiter Erker an einem 3,9m breiten Raum aussehen würde. Die Preise finde ich zudem jenseits von gut und böse – ca. 5.500€ pro m2 sind ungefähr der doppelte Quadratmeterpreis im Vergleich zum gesamten Haus.
Mein Wunsch war es, den Raum im Erdgeschoss flexibler nutzen zu können und vielleicht im Alter auch ein ausreichend großes Schlafzimmer daraus zu machen, sofern notwendig. Das wird bei einer Grundfläche von 10m² ohne Erker fast nicht mehr möglich sein. Ich möchte jedoch auch nicht den ganzen Grundriss neu planen um dieses Ziel auch ohne Erker zu erreichen. Also bleibt es bei den 10m².

Im weiteren Verlauf ging es dann an den Computer zur Umsetzung nahezu aller Änderungswünsche, die ich noch am Grundriss hatte. Der Architekt hat den Plan Raum für Raum mit mir durchgesprochen und dabei sind folgende Änderungen im Vergleich zum ursprünglichen Grundriss umgesetzt worden.

(Fast) fertiger Grundriss EG (neuste Version auf der Seite „mein Bien-Zenker Haus“)
(Fast) fertiger Grundriss DG (neuste Version auf der Seite „mein Bien-Zenker Haus“)

Änderungen im Erdgeschoss

Im Erdgeschoss wurden Technikraum und der Zusatzraum getauscht. Im als „Lager“ bezeichneten Zusatzraum wurden die Türen so angepasst, dass sie genug Platz für einen Schrank lassen. Der Tausch wurde dadurch notwendig, dass die Platzierung der Gewerke (Haus + Garage + Terrassenüberdachung) innerhalb des Baufensters nicht mehr funktioniert hätte.
Die Garderobe wurde aus 1.25m verbreitert und beide Durchgänge wurden doch auf die schmäleren 78cm festgesetzt. Man könnte die Räume dennoch auch im Alter noch gerade so mit einem Rollstuhl erreichen. Die Tür zum Duschbad wird nun nach außen geöffnet und die Dusche soll bodentief gefliest werden (anderes Symbol im Grundriss). Dazu wurde das Fenster im Bad in der Höhe etwas reduziert, da es sonst mit der Installationswand an der Toilette kollidieren würde.
Der Technikraum wurde beispielhaft mit Heizung, Zählerkasten, Wechselrichter, Speicherbatterie und Serverschrank bestückt. So konnte man sehen, dass eigentlich alles passen müsste. Natürlich fällt hier auch ein Fenster weg und die Außentür soll nun in die Garage führen. Die Innentür zum Technikraum wurde zugunsten der Speisekammer etwas verschoben, die nun um einige Zentimeter breiter werden konnte und auch um eine Schiebetür ergänzt wurde.
Der zweite Durchgang zum Wohn-/Ess-/Kochbereich wurde verschoben um Platz für 120cm breite Hochschränke zu machen, die hinter einer zusätzlichen kurzen Wand versteckt werden sollen.
Es wurde eine von den Maßen bereits relativ passende Küche eingezeichnet. Das Fenster in der Küche wurde in der Höhe reduziert um Platz für eine ~95-100cm hohe Arbeitsplatte zu machen sowie an die passende Stelle gegenüber der Spüle gerückt. Die große Schiebetür wurde ein Stück nach rechts verschoben, sodass ein Esstisch mittig davor platziert werden kann.
Die Fenster hinter/neben dem Sofa wurden näher in die Ecken geschoben, dazu auch noch flacher ausgefertigt. Eines davon wurde passend zum DG auch verbreitert.
Die Terrassentür links vom Sofa wurde durch eine ca. 50cm Festverglasung ergänzt.

Änderungen im Dachgeschoss

Im Dachgeschoss wurde die Tür zum Bad auf 90cm verbreitert. Dafür muss oben eine Treppenstufe wegfallen und unten ergänzt werden. Die Dusche wurde auf 110cm verbreitert und mit einer Nische für Pflegeprodukte sowie einem Glaselement bei 120cm versehen. Leider ist sie nicht mehr ganz so tief, da die Toilette laut Herrn Streuber nicht unterhalb der Dachschräge stehen sollte – Auch wenn der Kniestock bei 180cm liegt. Aufgrund des zusätzlichen Geräteraums unterhalb der Garage wurde eine Abstellfläche über der Badewanne eingefügt, in der die Zuluft ins Haus gebracht werden soll.
Im Schlafzimmer wurde das linke Fenster entsprechend der darunter liegenden Schiebetür eingerückt. Dabei bleibt die Sichtachse vom Flur jedoch bestehen. Die Schiebetür wird durch eine doppelflüglige Tür mit Oberlicht getauscht. So kann man eine offene Atmosphäre umsetzen aber auch für Privatsphäre sorgen ohne komplett auf das Tageslicht aus dem Schlafzimmer im Flur zu verzichten.
Im Arbeitszimmer wurden die Fenster unten identisch zum Wohnzimmer in die Ecken gerückt. Die ehemalige Terrassentür wurde zu einer Tür mit Absturzsicherung sowie 50cm Seitenelement gemacht. Ich habe mich dazu entschieden, auf einen Balkon zu verzichten. Dennoch möchte ich nicht auf die Aussicht aus dem Büro verzichten und habe dadurch für mehr Fensterfläche in Richtung Westen ins Tal gesorgt. Hoffentlich wird mir diese Sicht nie komplett verbaut…
Im Gästezimmer habe ich das bodentiefe Fenster mit Öffnungselement an die Position der darunterliegenden Terrassentür anpassen lassen.

Anschließend an die Grundrissplanung hat mir der Architekt die 3D Ansicht meines Hauses gezeigt.

  • Bien Zenker Haus 3D Planung

Mein Traumhaus – Mit Kompromissen beim Grundriss

Mein Architekt konnte nahezu all meine Wünsche umsetzen. Alle Räume sind am richtigen Platz, der Sonnenverlauf und die Lage wurden bedacht. Nahezu alle Räume sind sehr großzügig geschnitten und haben die passenden Maße für eine praktische Nutzung. Die meisten Räume sind hell und Lichtdurchflutet. Mein Haus wirkt durch seine Größe, die Sichtachsen und Raumgrößen auch repräsentativ und luxuriös.
Trotz der Größe und dem Preis muss ich jedoch einige Kompromisse in Kauf nehmen, die sich ohne immense Mehrkosten nicht beheben lassen.

  • Da ich mich auf die bestmögliche Raumaufteilung und Nutzung konzentriert habe, ist die Fassade mit allen Türen und Fenstern kaum symmetrisch.
    Ein Haus mit Walmdach hätte für mehr Licht im OG gesorgt und eine symmetrischere Fassade ermöglicht. Die Kosten für zwei Vollgeschosse hätten mein Budget jedoch gesprengt.
  • Der Zusatzraum im EG ist sehr klein. Eine zukünftige Nutzung als Schlafzimmer ist nur mit Einschränkungen möglich.
  • Die offene Podesttreppe ist zwar von der Grundfläche her platzsparend und ermöglicht sehr große Räume und ein aufgeräumtes Flurkonzept im DG, raubt jedoch durch die Breite von 2,1m auch Platz im EG zu Lasten des Duschbads sowie der Garderobe.
  • Die Kombination aus mehreren Wünschen im DG (Sichtachse, Himmelsrichtung, Raumgrößen) sorgt dafür, dass in die Ankleide keine zwei Reihen von 60cm Kleiderschränken passen. Eine 60+40cm Lösung reicht auch, ist aber nicht ganz so komfortabel. Zudem leidet die Tiefe der offenen Dusche darunter, dass sie neben die Tür setzen musste um einen zweiten Eingang durch die Ankleide umzusetzen.

Es wäre jetzt einfach zu behaupten, dass andere Grundrisse von Bien-Zenker einige dieser Probleme nicht haben, jedoch erfüllen diese auch nicht all die anderen teils speziellen Wünsche, die ich an mein Haus habe. Ich schließe die Grundrissplanung also mit dem Wissen ab, dass es kaum möglich ist, ein Haus ohne Kompromisse zu planen.

Viele weitere Fragen an den Architekt!

Grundriss und Planung für ein Bien-Zenker Haus beim Architekt Stefan Streuber
Kaffee und Grundrisse

Neben dem Grundriss selbst wollte ich natürlich noch einige andere wichtige Fragen an den Architekten stellen. Mir ist jedoch schnell klar geworden, dass diese Fragen entweder deutlich später im Bauprozess geklärt werden oder nur andere Ansprechpartner diese beantworten können.
Die Themen Garage und Eingangsüberdachung können erst so richtig angegangen werden, sobald alle Pläne fertig sind. Also irgendwann zwischen dem genehmigten Bauantrag und der Bemusterung werden erst Angebote dafür durch den Architekten eingeholt.
Die Terrassenüberdachung, welche ich anstatt eines Balkons umsetzen möchte, soll ich mithilfe eines Pergolux Bausatzes ganz einfach selbst umsetzen. Mehr als vier Punktfundamente benötigt eine solche Konstruktion nicht und man muss keinen externen Dienstleister zusätzlich mit einbinden.
Eine Vorbereitung der Garage für Strom und eine PV Anlage muss ich während der Elektrobemusterung und mit dem zukünftigen Garagenbauer besprechen. Ein zusätzlicher Wasseranschluss in der Garage wäre mit hohen Kosten und immensem Aufwand verbunden.
Anscheinend werden inzwischen kaum noch zwei kaskadiert geschaltete Stromzähler verbaut um einen getrennten Wärmepumpen Tarif zu nutzen. Die Zusatzkosten für den Grundpreis eines zweiten Tarifs würden sich laut dem Architekt kaum rentieren – Außerdem gibt es immer weniger wirklich rentable Wärmepumpen Stromtarife.
Nach kurzer Recherche wurde klar, dass ich auch keine Vorbereitung für eine Wasserenthärtungsanlage benötige. Die Wasserhärte in meinem Ort ist mit einem Wert von 6 schon sehr weich.
Der Dachboden wird normalerweise nicht vollständig mit begehbaren OSB Platten bestückt, sofern dieser wie bei mir nicht sehr hoch ist. Sofern ich die gesamte Fläche begehen oder zu Lagerzwecken nutzen möchte, muss ich das in der Bemusterung ansprechen.

Wie geht es weiter?

Nachdem die Grundrisse nun fertiggestellt sind, kann das Bauvorhaben so richtig starten. Zuerst werden die Pläne nochmals durch Bien-Zenker geprüft und hoffentlich für umsetzbar befunden. Anschließend wird der Bauantrag entworfen und auf den Weg gebracht. Sobald dieser fertig ist kann ein Tiefbauer beauftragt werden und die Bemusterung geplant werden.
Über den Zeitraum bis zur Fertigstellung meines Hauses konnte mir der Architekt keine genaueren Infos geben. Jedoch hat er mich wissen lassen, dass es Bien-Zenker scheinbar auch Bauprojekte mit einer vertraglich vereinbarten Frist gibt. Eines davon befindet sich aktuell ebenfalls in der Bauantragsplanung und soll/muss Ende Dezember fertiggestellt werden. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass es bei mir auch so schnell geht, jedoch habe ich anhand dieses Beispiels zumindest die Hoffnung, dass es ab jetzt nicht länger als 10-12 Monate dauert, bis mein Haus fertig ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert