Die Bemusterung ist abgeschlossen. Nun muss ein Erdbau Unternehmen das Grundstück für die Bodenplatte vorbereiten. Die Suche ist nicht leicht!
Bodengutachten
Die von Bien-Zenker beauftragte Firma Clayton hat mir bereits Mitte Juni 2024 das Bodengutachten zugesendet. Dieses 29 (!) Seiten lange Dokument beschreibt die Beschaffenheit des Bodens auf dem Baugrundstück. Es wird sehr ausführlich beschrieben, wie sich der Boden in verschiedenen Tiefen bis knapp 2m zusammensetzt und welche Besonderheiten beim Ausheben der Baugrube zu beachten sind.
Ich erachte mich selbst inzwischen als gut informierten Bauherren, aber dieses Dokument hat mich echt ratlos zurück gelassen. Viele Ausführungen sind entweder unbeschreiblich komplex, verweisen auf Fremdliteratur und Normen oder hören sich dramatisch an.
Mit nur einem Anruf bei Frau Stephan vom Architekturbüro Streuber konnten meine Sorgen jedoch aus der Welt geschafft werden. Frau Stephan hat mir erklärt, dass insbesondere die Ausführungen zur Wasserlast oder Erosion kein Problem für das Haus sind, sondern lediglich Informationen für das Erdbau Unternehmen sind. Dieses sollte beispielsweise nicht bei Regen anfangen, den Aushub vorzunehmen. Letztlich ist das Bodengutachten sogar eher positiv, indem es unter anderem eine nur sehr dünne Schotterschicht vorsieht. Ich soll mir keine Gedanken machen und nun anfangen, nach einem Erdbauer zu suchen.
Anhand des Anhangs zeigt sich, dass es sich bei mir vor allem um Böden der Bodenklasse 4 handelt. In meinem Fall: Kies / Schluff, schwach tonig oder schwach sandig. Es werden die Kurzzeichen OU (Oberboden), GU, GU* und UL verwendet.
Deklarationsanalytik
Wer den Aushub nicht auf dem Grundstück verteilen oder anderweitig verschenken kann, muss diesen auf eine Deponie verbringen lassen. Leider habe ich niemanden gefunden, der mir den Aushub abnimmt. Bodenbörse, eBay, Verbandsgemeinde – Niemand hat Bedarf. Auf dem Grundstück belassen will ich den wahrscheinlich meterhohen Haufen Erde auch nicht. Und da mein Grundstück nach hinten hin ansteigt, kann ich die Erde auch nicht sinnvoll verteilen. Also muss die der Aushub auf die Deponie.
Die Deponien benötigen für die Entsorgung zwingend eine Bodenanalyse bzw. Deklarationsanalytik. Diese bestätigt die exakten Inhaltsstoffe des Bodens und zertifizieren, ob dieser Biologisch / Chemisch (un-)belastet ist.
In meinem Fall handelt es sich um die Bodenklasse BM-0 bzw. Z0. Also ist der Boden unbedenklich und unbelastet. Das Zertifikat hat mich ganze 700€ gekostet.
Anfragen an Erdbau Unternehmen
Mit all diesen Informationen bin ich bereits vor rund vier Wochen in die Suche nach einem Unternehmen für den Erdbau gestartet. Leider hat sich die Suche als verdammt schwer herausgestellt.
Neben den klassischen Erdbau Unternehmen habe ich auch „normale“ Bauunternehmen bzw. Hoch-/Tiefbauer kontaktiert. In der Hoffnung, dass mir diese neben dem Erdbau auch den Bau einer Garage aus einer Hand anbieten könnten, habe ich wie verrückt herum telefoniert.
Das Ergebnis war ernüchternd: Von den 15 kontaktieren Unternehmen habe ich 6 Absagen erhalten und 4 Unternehmen haben mir nicht geantwortet. Letztlich habe ich also 5 Angebote erhalten. Es war leider kein einziges Angebot eines Hoch-/Tiefbauers mit dabei – Alles reine Erdbau Angebote.
Diese Angebote haben teilweise mehrere Wochen auf sich warten lassen. Zudem war von detailliert bis zu schlampig alles mit dabei.
Was beinhaltet ein Erdbau Angebot?
Mit der Hilfe von Frau Stephan konnte ich schnell einen Überblick über die einzelnen Punkte der Angebote bekommen. Sie hat mich wissen lassen, was die üblichen Preise für verschiedene Positionen sind. Sie fand zudem gleich zwei Angebote völlig katastrophal: „Die wollen scheinbar nicht für sie arbeiten, mit so einem ungenauen Angebot“.
Was umfasst ein Angebot für den Erdbau also?
Leider sind die einzelnen Punkte in den Angeboten immer etwas unterschiedlich, aber im Grunde genommen benötigt man folgende Leistungen von einem Erdbau Unternehmen:
- Aushub
- Entsorgung
- Frostschutzschotter
- Lastplattenversuche
- Verlegung der Abwasserrohre
- Anfahrt / Geräte / Arbeitszeit
- Je nach Gelände: Aufschüttung / Drainage / Zisterne
Der Aushub bezeichnet die Arbeit, das Gelände mit dem Bagger abzutragen – 0-6€ pro m3.
Die Entsorgung beinhaltet die Kosten für den Transport zur Deponie und die Gebühren der Deponie – 30-35€ pro m3.
Der Frostschutzschotter wird mit einer Dicke 15cm oder mehr eingebracht – 25-35€ pro Tonne.
Dynamische Lastplattenversuche prüfen die Tragfähigkeit der Böden – 400-800€.
Was ich vorher nicht wusste: Der Erdbauer zieht auch die Gräben und verlegt die Abwasserrohre. Die Preise schwanken zwischen 2500-5500€.
Die meisten Erdbau Unternehmen gehen bei mir von einem Aushub von 800-1000m3 aus, was ich nicht nachvollziehen kann. Mein bebaubarer Bereich + Versickerungsflächen hat ca. 500m2. Er steigt von 0m bis auf 1.8m auf der einen Seite und 2.4m auf der anderen Seite an. Glaubt man diversen Quellen, ist der Boden mit einem Faktor von ~0.7 verdichtet.
Grob geschätzt käme also höchstens ein Aushub von 750m3 zusammen, wenn man das gesamte Gelände planiert. In meinem Fall werden jedoch die Seiten des Grundstücks nur leicht abgeböscht und nicht bis zur Grenze hin abgegraben. Wie Schätzungen von teilweise bis zu 900m3 zustande kommen, ist mir ein Rätsel. Das Architekturbüro Streuber ist sogar nur von 250-350m3 ausgegangen!
Absurd hohe Preise
Meine Ansprechpartnerin beim Architekturbüro hat mich mehrfach während des Bauprozesses wissen lassen, dass ich mit meinem Budget von 35.000€ für den Erdbau ohne Probleme auskommen würde – Inklusive Abtransport.
Als ich Ihr nun die Angebote geschickt habe, war sie ein wenig fassungslos. Die Unternehmen rufen nämlich zwischen 40.000-60.000€ (!!!) für ihre Arbeit auf.
Zum ersten Mal während des Bauprozesses konnte mir Frau Stephan meine Sorgen nicht nehmen. Sie hat mich wissen lassen, dass Ihre Schätzungen für die Menge des Aushubs möglicherweise zu gering ausgefallen sind. Wenn man nämlich die Garage und die Terrasse vollumfänglich mitberechnet, könnten Werte von über 700m3 doch realistisch sein. Es ist sehr schade, dass man vorher nicht daran gedacht hat, eine korrekte Berechnung vorzunehmen!
Ich klammere mich hoffnungsvoll an die Aussage, dass die Unternehmen letztlich eher großzügiger schätzen, damit die Kunden später nach Möglichkeit keinen höheren Endpreis erhalten. Denn der Aushub wird bei der Deponie gewogen und darauf basierend wird die Berechnung vorgenommen.
Beauftragung eines Erdbau Unternehmens
Nun kamen leider gleich mehrere Probleme für mich zusammen, die eine schnelle Entscheidung erzwungen haben:
Ich habe bereits über vier Wochen lang probiert, alle (!) Unternehmen in meiner Großregion anzufragen. Weitere Unternehmen wären dann deutlich weiter entfernt und müssten über 70km weit anfahren. Viel Lust auf eine weitere Odyssee an Anfragen und Absagen hatte ich Mitte/Ende Juli nicht mehr und große Hoffnungen auf günstigere Angebote hatte ich auch keine.
Zudem wurde durch den Bodenplattenbauer Knecht in der Zwischenzeit angefragt, ob man für Ende Juli bereits das Baustellengespräch terminieren könnte. Weiterhin wäre Frau Stephan, die das Baustellengespräch koordiniert, von Anfang bis Ende August im Urlaub.
Somit habe ich mich dazu entschieden, nach Erhalt des fünften Angebots zusammen mit dem Architekturbüro einen Erdbauer auszuwählen. Die Wahl ist auf die Firma Wirthbau gefallen. Diese hat scheinbar schon oft mit Bien-Zenker und Streuber zusammengearbeitet. Insbesondere die professionelle und zuverlässige Arbeit wurde betont.
Der Angebotspreis von 46.000€ war unter den 5 Angeboten auch im Mittelfeld, hat jedoch keine Angaben zur Herstellung der Entwässerung gemacht.
Nachtrag: Inzwischen kenne ich die Kosten für die Entwässerung. Es kommen nochmals rund 7.000€ dazu.
Wie teuer der Erdbau letztlich exakt wird, werde ich jedoch erst erfahren, wenn dieser durchgeführt wurde. Denn es wird natürlich entsprechend der tatsächlich ausgehobenen Mengen gerechnet. Eine etwas beängstigende Angelegenheit. Insbesondere wenn man weiß, dass man über dem eigenen Budget liegt – Nur nicht, wie viel!
